„Vergangenheit hört nicht auf, sie überprüft uns in der Gegenwart“. Mit diesem Zitat des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Siegfried Lenz eröffnete die SPD-Bundestagsabgeordnete ihre Ansprache auf dem Zentralfriedhof Lüneburg im Rahmen der Gedenkfeier, zu der der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge geladen hatte.

Vor etwa 100 Zuhörerinnen und Zuhörern erinnerte sie an die Toten zweier Weltkriege und machte deutlich, dass die Erfahrung von Krieg, Leid und Verlusten in weiten Teilen der Welt immer noch zum Alltag gehörten. Umso wichtiger sei es, unsere Erinnerungen nicht isoliert stehen zu lassen.

Gerade in diesem Jahr, 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges und 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, würden die Beziehungen zu unseren europäischen Nachbarn deutlich. Es sei gut, dass sich langsam die Perspektive ändere und sich ein europäisches Erinnern über die Landes- und Sprachgrenzen hinaus entwickele. Einen herausragenden Beitrag leiste hier die internationale Jugendarbeit des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, lobte Hiltrud Lotze. In Workcamps, Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten – und auf den Friedhöfen – bringt der Volksbund jedes Jahr an die 20.000 junge Menschen aus ganz Europa zusammen. Gemeinsam diskutieren sie über die Vergangenheit und über die aktuellen gesellschaftlichen und weltpolitischen Entwicklungen. Sie setzen sich mit den vielfältigen Schicksalen der Gefallenen auseinander – ganz im Sinne des Leitspruchs des Volksbundes: „Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“. So könne der Volkstrauertag mit neuem Leben erfüllt werden und auch im 21. Jahrhundert nicht an Relevanz einbüßen, ist sich die Bundestagsabgeordnete sicher. Einen Beitrag dazu leisteten die Schülerinnen der Wilhelm-Raabe-Schule, die auf der Gedenkfeier ihr Projekt zu Geschichts- und Erinnerungstafeln auf Lüneburger Friedhöfen vorstellten.

Hiltrud Lotze schloss mit einer Anmerkung zur Kommunalpolitik. Sie begrüßte den Entschluss von Rat und Verwaltung, eine Arbeitsgruppe zur Umgestaltung des Ehrenfriedhofs Tiergarten einzurichten. Die Gräber der dort bestatteten Opfer aus den Konzentrationslagern, die ebenfalls aus allen Teilen Europas stammten, müssten wieder sichtbar werden. Und vielleicht könne diese Öffnung des Gedenkens auch dazu führen, dass zukünftig noch mehr Lüneburger am Volkstrauertag gemeinsam allen Opfern der Weltkriege gedenken und damit gleichzeitig ein Zeichen setzen für den Frieden, für Toleranz und Solidarität.