Feierstunde mit der Historikerin
Prof. Dr. Helga Grebing


Am 22. Juni 1933 war die SPD von den Nationalsozialisten verboten worden. An die dunkle Vergangenheit erinnerte jetzt der SPD-Ortsverein Lüneburg in einer Feierstunde mit der bekannten Historikerin Prof. Dr. em. Helga Grebing.

„Wir sind unserer Geschichte verpflichtet“, machte die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hiltrud Lotze in ihrer Einführung deutlich. „Die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte ist für uns zugleich Mahnung. Die Demokratie ist nicht selbstverständlich. Wir müssen täglich für sie eintreten und durch politisches Handeln für sie kämpfen.“

Helga Grebing machte in ihrem Vortrag deutlich, dass es bei der SPD nur kurzfristig die Illusion gegeben habe, im sogenannten „Dritten Reich“ legale Opposition betreiben zu können. Nach dem 30. Januar war jede gewaltsame Gegenwehr aussichtslos. Am 23. März 1933 verweigerte die SPD-Fraktion im Reichstag in namentlicher Abstimmung die Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz. Mit der letzten Rede des Parteivorsitzenden Otto Wels vollzog sich der würdige Abgang der SPD von der politischen Bühne. Grebing: „Vor dem Hintergrund, dass es den Nationalsozialisten unerwartet schnell und auf äußerst brutale Weise gelang, die legendären Bastionen der Arbeiterbewegung in Deutschland, die doch als uneinnehmbar galten, zu schleifen, waren die Möglichkeiten des Widerstandes bereits von Anfang an minimal.“

Auch stand die SPD in ihrem Widerstand gegen das Hitlerregime alleine da. Zwar leistete auch die KPD Widerstand, aber: „Die KPD-Führung blieb bei ihrem strategischen Grundkonzept, dass die Zuspitzung der kapitalistischen Krise zu einem revolutionären Umschlag führen müsse. Einen einheitlichen Widerstand der Arbeiterbewegung hat es nicht gegeben. Vielmehr sahen die Kommunisten auch in den Sozialdemokraten einen politischen Gegner, beschimpften diese als Sozialfaschisten“, so Grebing.

Nach dem Verbot der Partei am 22. Juni 1933 gab es keine Wahl mehr. In nüchterner Einschätzung der Lage verzichtete die SPD auf den Aufbau informeller konspirativer Organisationen und unterließ auch die – verbotene – propagandistische Massenarbeit. Es folgte der Weg in den Untergrund, ins Exil oder, im schlimmsten Fall, die Verhaftung. Nicht wenige Sozialdemokraten zahlten für ihre Überzeugung mit dem Leben.

„Umso wichtiger ist heute das Erinnern an das SPD-Verbot für 75 Jahren. Ich freue mich sehr, dass der Ortsverein Lüneburg dies heute getan hat“, so Helga Grebing zum Abschluss.

Foto: Prof. Dr. Helga Grebing (l.) und Hiltrud Lotze
Prof. Dr. Helga Grebing (l.) und SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hiltrud Lotze.