Öffentliche Fraktionssitzung der SPD mit 150 Teilnehmern in der Handwerkskammer zum „Kaufhaus Lüneburg unter freiem Himmel“ –

Heiko Dörbaum, Vorsitzender der Rats-Fraktion, stellte zu Beginn der Veranstaltung am vergangenen Montag die Leitfrage: „Ist der Standort Lüneburg gut aufgestellt?“ Und unter der bewährten Moderation von LZ-Chefredakteur Christoph Steiner entwickelte sich auf dem Podium eine lebhafte Debatte über die Entwicklung der Lüneburger Innenstadt.

Zunächst wollte Christoph Steiner wissen, ob die Filialisten eine Gefahr darstellen würden für „unsere schöne Stadt mit ihrem individuellen Einkaufsgesicht“. Ines Kruse konterte, von ihr könne man kein Plädoyer gegen Filialisten hören. Vielmehr gehe es darum, dass alle zusammenarbeiten und so gemeinsam das „Kaufhaus Lüneburg unter freiem Himmel“ stärken würden. Heiko Meyer ergänzte, das Kaufhaus Lüneburg sei gut aufgestellt. „Es ist und bleibt attraktiv, denn wir haben auch gute und hochwertige Filialisten.“ Martin Aude meinte sogar: „Wir diskutieren über ein Luxusproblem.“ Denn von außen her würden die Lüneburger beneidet wegen der attraktiven Innenstadt zu allen Jahreszeiten. Jürgen Wolf freute sich in diesem Zusammenhang über die Sensibilität der Lüneburger, die sich fragten: „Was passiert mit unserer Bäckerstraße?“ Ulrich Mädge betonte, dass das Kaufhaus Lüneburg auch von seiner Kulisse lebe; die wolle man mit der neuen Nutzungssatzung schützen.

Auf die Frage von Christoph Steiner, ob Lüneburg Angst vor einem FOC haben müsse, antwortete Ines Kruse, man müsse agieren und nicht nur reagieren. Und dass man jetzt an einem Tisch sitze und sich frage „was macht uns stark?“, sei ein toller Anfang um Chancen zu nutzen. Ulrich Mädge kritisierte die Politik der Landesregierung in Bezug auf den Bau von Factory-Outlet-Centern (FOC) auf der grünen Wiese, denn das habe negative Auswirkungen für Innenstädte, führe zu Gewerbesteuerausfällen und sei darüber hinaus, „ökologisch schwachsinnig, wenn man Nachhaltigkeit ernst nimmt.“ Martin Aude erklärte, Lüneburg müsse sich zwar auf ein FOC einstellen und daher die Kräfte bündeln. Aber der FOC-Kunde sei ein besonderer Typus und eher mit dem Internet-Kunden zu vergleichen. „Und Kaufen in Lüneburg ist mehr als Einkaufen.“

Neben einem FOC, so problematisierte Christoph Steiner, könne Lüneburg auch ein ECE drohen. „Das wäre tödlich für Lüneburg“, so Heiko Meyer. Und Jürgen Wolf assistierte: „Ein ECE muss hier nicht hin.“ Vielmehr müsse man das Alleinstellungsmerkmal aus Einkaufen plus Geschichte plus Kultur im Sinne von „Lieber nach Lüneburg“ herausstellen.

Dazu, so Christoph Steiner mit süffisantem Unterton, müsse man aber alle unter einen Hut bekommen und das klappe nicht, wie man beim Thema Weihnachtsbeleuchtung gesehen habe. Heiko Meyer betonte, dass die Aktion „Giebel erstrahlen im Licht“ von großer Bedeutung sei, aber immer mehr Immobilien seien nicht mehr im Besitz von Lüneburgern. Auch Ulrich Mädge bedauerte, dass es immer schwieriger werde, dass alle mitmachen. Er betonte in diesem Zusammenhang: „Ich habe Hochachtung vor jedem, der sei eigenes Geschäft noch selber führt.“ Und angesichts des zunehmenden Dilemmas der Nachfolgeregelung ergänzte der Oberbürgermeister: „Wer Probleme mit der Nachfolgeregelung hat, kann zu mir kommen. Wir versuchen, jeden zu halten.“ Denn Lüneburg brauche nicht noch mehr Drogeriemärkte, sondern einen ausgewogenen Sortiment-Mix.

Aufgemuntert durch Christoph Steiner, beteiligte sich auch das Publikum engagiert an der Diskussion. Herr Orthey von der Buchhandlung am Markt erklärte, Lüneburg brauche Filialisten, aber man müsse sich vor denen schützen, die nur Traditionsgeschäfte verdrängen wollten. Immobilienmakler Salier regte an, die Nebenlagen zu stärken, indem man Magneten ansiedle. Herr Bergmann von Karstadt forderte, den öffentlichen Nahverkehr vor allem in den Abendstunden zu verbessern. Herr Gelinsky von Leder Rothardt wandte sich an Oberbürgermeister Mädge mit der Bitte, weiter gegen das FOC zu kämpfen, den er habe Angst vor der Entwicklung „bummeln in Lüneburg – shoppen im FOC“. Immobilienmakler Carminke sprach sich für einheitliche Öffnungszeiten in Lüneburg aus und plädierte dafür, dass mehr Geschäfte über Gutscheinaktionen kostenfreies Parken ermöglichen sollten. Christian Burgdorff vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA) betonte, man müsse das Wohnen in der Innenstadt fördern, denn Mieter seien auch Kunden. Dem konnte Oberbürgermeister Mädge mit Blick auf Nicolai-Viertel und Musikschule nur zustimmen: „Wir unterstützen dies mit Geld und Planung.“

Zum Schluss der kurzweiligen Veranstaltung hatte Christoph Steiner noch einen ganz besonderen Vorschlag: „Schlaglochfrei ins Kaufhaus Lüneburg“. OB Mädge bat um ein wenig Geduld, denn für Reparaturen, die dauerhaft halten, brauche man besseres Wetter und vor allem Temperaturen von 10 bis 15°C.

Foto: Heiko Dörbaum, Jürgen Wolf, Heiko Meyer und Ines Kruse (v.l.n.r.)
SPD-Fraktionschef Heiko Dörbaum (l.) stellt die Leitfrage: „Ist der Standort Lüneburg gut aufgestellt?“ Daneben Jürgen Wolf (Lüneburg Marketing), Heiko Meyer (Lüneburg City Management) und Ines Kruse (Modecafé Aust, v.l.).
Foto: Jürgen Wolf, Heiko Meyer, Ines Kruse, Christoph Steiner, Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Martin Aude (v.l.n.r.)
Auf dem Podium: Jürgen Wolf, Chef der Lüneburg Marketing; Heiko Meyer, Vorsitzender Lüneburg City Management; Ines Kruse, Geschäftsführerin des Modecafés Aust; Christoph Steiner, Chefredakteur der Landeszeitung; Oberbürgermeister Ulrich Mädge; Martin Aude, Präsident des Vereins Lüneburger Kaufleute (v.l.n.r.).

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