SPD will sich auf die „roten Socken“ machen
Friedrich von Mansberg zum neuen Vorsitzenden in Lüneburg gewählt

„Heute Abend bitte ich euch um einen Vertrauensvorschuss, weil ich mich mit euch allen an die Arbeit machen möchte. Wir sollten uns allen gemeinsam wieder mehr zuzutrauen!“ Mit diesen Worten warb Friedrich von Mansberg, gebürtiger Lüneburger und seit 11 Jahren für die SPD im Stadtrat, um Vertrauen bei den rund achtzig Mitgliedern der Partei, die am Donnerstag Abend einen neuen Vorstand wählten.

Von Mansberg skizzierte in seiner Rede Wege zum viel beschworenen Erneuerungsprozess der SPD, der nur vor Ort beginnen könne. Kümmerer müsse man wieder sein, auf die Menschen zugehen, offener und engagierter diskutieren, die Themen aufnehmen, die den Menschen am Herzen liegen. Und Lösungen anbieten. Von Mansberg nannte unter anderem die Themen Bildung und Betreuung, Wohnen und Verkehr. „Wer jetzt das Parken auf den Sülzwiesen kostenpflichtig macht, schwächt die Innenstadt und die Menschen die dort arbeiten. Die Verbesserung des ÖPNV ist uns wichtig und die Elektromobilität wollen wir stärken – aber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an dieser Stelle zur Kasse bitten – nicht mit uns.“ Von Mansberg forderte zudem, dem Bau neuer Wohnungen höchste Priorität einzuräumen. „Hier darf nicht weiter gebremst werden, denn es betrifft die Mitte unserer Gesellschaft. Hier geht es auch um Zusammenhalt und sozialen Frieden.“

Auch zu der Diskussion um die umstrittenen Äußerungen von Dr. Scharf bezog von Mansberg klar Stellung: „Wir als SPD haben beim Thema Erinnerungskultur in den letzten Jahren die Akzente gesetzt, beim Mahnmal in der Lindenstraße, der Synagoge, beim Ehrenfriedhof Tiergarten, dem Eisenbahnwaggon vor dem Museum zum Beispiel. Wir wissen, wie wichtig die Diskussion darüber ist und dass sie immer wieder neu geführt werden muss, vor allem mit jungen Menschen. Deshalb unterstützen wir den Vorschlag der LINKEN, ein Forum einzurichten, besetzt auch mit externen Fachleuten. Aber ganz unabhängig davon muss Herr Dr. Scharf einiges, was er gesagt hat, in aller Deutlichkeit richtig stellen. Erstens: Zwangsarbeiter waren keine Fremdarbeiter. Zweitens: Wer versöhnen will, darf begangenes Unrecht nicht gegeneinander aufrechnen und damit relativieren. Und drittens: Wer denen Recht gibt, die die Forschung zu den Verbrechen der Wehrmacht als ‚anti-deutsche Propaganda’ bezeichnen, der untergräbt die Auseinandersetzung mit geschichtlichen Wahrheiten.“ Die Auseinander­setzung mit den inhaltlichen Fragen sei aber wichtiger als schnelle Rücktrittsforderungen, so von Mansberg weiter. Man dürfe die CDU nicht aus der Verantwortung entlassen. „Jetzt ist die CDU am Zug. Der Ratssitzung am kommen Donnerstag sehen wir mit Spannung entgegen.“

Friedrich von Mansberg wurde mit 82% der abgegebenen Stimmen gewählt und versprach, sich umgehend an die Arbeit zu machen: „Das ist eine Aufgabe, die ich sehr gerne und mit all der Kraft, die mir zur Verfügung steht, angehen will. Eine Aufgabe, dir wir nur gemeinsam meistern und bei der wir uns auf unsere Stärke verlassen können. Wir sollten uns alle zusammen schleunigst auf unsere roten Socken machen!“

Mit Blumen und einem ausführlichen Dank wurde zuvor Hiltrud Lotze als langjährige Vorsitzende der SPD in Lüneburg verabschiedet. Oberbürgermeister Mädge lobte Lotzes großes Engagement für Lüneburg während ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete und bedankte sich für die konstruktive Zusammenarbeit. Andrea Schröder-Ehlers wies auf den unermüdlichen Arbeitseinsatz hin, der nötig gewesen sei, um die SPD „durch die manchmal auch schwierigen Zeiten zu führen“. Die Anwesenden dankten mit stehendem Applaus. Unter großem Beifall wurde außerdem Sigrid Dworatzek verabschiedet, die 31 Jahre lang die Kasse des Ortsvereins geführt hatte. „Du warst die Seele vom Ganzen“; so brachte es Schröder-Ehlers auf den Punkt.

Mit von Mansberg wurden in den neuen Vorstand gewählt: Anja Kramer und Philipp Meyn (stellvertretende Vorsitzende), Gülbeyaz Kula (Koordinatorin), Tom Schmidt (Schriftführer) Und Andreas Neubert (Kassenwart). Als Besitzerinnen und Beisitzer wurden gewählt: Yannik Beermann, Leroy Beck, Lisa Keßler, Sabine Mahnke, Marion Minks, Bärbel Pauck, Milan Reda, Ayse Reichert und Tobias Remschel.