Christian Purps, Philipp Meyn, Andrea Schröder-Ehlers und Jakob Blankenburg zu den Plänen für die Trassenführung zwischen Lüneburg und Reppenstedt.

Verantwortung für Reppenstedt.

Die Bahn plant eine Trasse durch unser Neubaugebiet? Wie ernst müssen wir das nehmen?

Ich habe ebenfalls an der kommunalen Planungswerkstatt zu diesem Thema in der letzten Woche teilgenommen und kam aus dem Staunen nicht heraus.
Mit größter Ernsthaftigkeit wurde bis ins fast letzte Detail eine Planung vorgestellt, die so abwegig ist, dass man zwischen Entsetzen und Unglauben hin- und hergerissen wurde.
Tunnel und Brücken über Kulturgütern wie die Landwehr, durch Wald- und Wohngebiete , Naturschutzgebiete. Alles soll angeblich machbar und möglich sein.
Und das eigentlich Überraschende war, das sich die uns vorgelegte Planskizze nicht wesentlich von der seit langem bekannten Planvariante unterscheidet, von der ich gehofft hatte, das sie inzwischen im Kabinett der absurden Unmöglichkeiten verschwunden war.

Es war damit ein echtes Deja vu.

Der Rat der Gemeinde Reppenstedt hatte schon in einer Resolution im März 2021 scharf gegen die skizzierte Bahntrasse durch den Grüngürtel West, bzw. durch unser zum damaligen Zeitpunkt im Entstehen begriffenen Baugebiet protestiert.
Die demonstrative Ignoranz gegenüber unseren Fächennutzungsabsichten ist wirklich unerträglich.
Es findet eine Verunsicherung von Bürgerinnen und Bürgern statt, die durch nichts zu rechtfertigen ist.
Es mag sein, dass es sich bei dieser Variante um eine der ziemlich sicheren Streichvarianten handelt( wovon ich übrigen mit fester Überzeugung ausgehe), aber das diese Strecke mitten durch ein

Neubaugebiet überhaupt weiterverfolgt wird, entbehrt jeder Logik.
Das ist nicht mehr nur ein Luftschloss, das ist in meinen Augen ein Skandal.
Die Gemeinde Reppenstedt behält sich natürlich rechtliche Schritte vor, sollte dieses mehr als befremdliche Vorgehen wirtschaftliche Auswirkungen auf die Realisierung unseres Baugebietes haben.

Keine Bahntrasse zwischen Reppenstedt und Lüneburg!

Mit freundlichem Gruß

Christian Purps

Bürgermeister von Reppenstedt


AlphaE durch den Landkreis Lüneburg oder A7-Variante? Für eine leistungsfähige Bahninfrastruktur
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,
in der Debatte um den Verlauf einer verbesserten Bahnanbindung zwischen Hamburg und Hannover
geht es wieder hoch her. Hierzu möchte ich meinen festen Standpunkt darlegen.
Vorab eine grundlegende Positionierung: Deutschland braucht für das Gelingen der Mobilitätswende
eine leistungsfähige Bahninfrastruktur. Das ist zweifellos eine Generationenaufgabe. Politiker dürfen
sich bei der Umsetzung nicht aus der Verantwortung stehlen und müssen den Mut fassen, die
Schritte in diese Richtung zu gehen.
Meine Position habe ich im Rahmen des Wahlforums der Landeszeitung (14.09.2022) deutlich
gemacht:
Die Neubaustrecke entlang der A7 ist das Mittel der Wahl für mehr Schienenkapazität und somit
mehr Güter- und Personenverkehr in Norddeutschland. Stillstand bei der Planung bedeutet
Rückschritt für die Mobilitätswende. Meine Argumente im Einzelnen:
- Der Güter- /Containerverkehr aus dem Hamburger Hafen muss soweit als möglich auf der
Schiene abgewickelt werden
- Jeder Zug spart LKW-Transporte
- Die Trassenbündelung entlang der A7 ist ökologisch sinnvoll.
- Wichtig ist die Zuverlässigkeit der Verbindung; denn bei Störungen auf der Bestandsstrecke
ist Umfahrung auf der neuen Trasse möglich
- Die Entzerrung des Mischverkehrs (Güter- und Personenverkehr auf einer Trasse) ist möglich.
Dies sorgt für eine gerechtere Verteilung der Lasten.
- Der Platzbedarf für die AlphaE-Ausbaustrecke erfordert massive Eingriffe in Orte entlang der
Strecke. Dorfverbindungen werden zerschnitten, Wälder und Naturruhebereiche zerstört.
- Die Nutzung der Flächen entlang der A7 zur Erzeugung gesunder Lebensmittel ist aufgrund
der Emission durch die BAB sehr eingeschränkt. Diese Flächen bieten sich für eine
Bahnnutzung an.
- Die durch AlphaE erforderlichen Umfahrungen von Orten verlängern die Strecke unnötig und
senken Geschwindigkeiten.
- Es gilt: auch bei der A 7 Variante bleibt der Personenverkehr mit den Unterwegshalten ein
Schwerpunkt der Bestandsstrecke.

Lassen Sie es mich konkret auf den Punkt bringen:
Der Mut, den Schienenverkehr zukunftsfähig aufzustellen geht dem niedersächsischen
Verkehrsminister und CDU-Spitzenkandidat, Bernd Althusmann, in Gänze ab.
Er fordert wohlfeil: „Wir benötigen mehr Kapazität auf der Schiene und mehr Schieneninfrastruktur“
und gleichzeitig schlussfolgert er: „Alpha-E ist nicht verhandelbar“ (LZ 20.09.2022, S. 10). Das ist
Politik nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Dieser Politikstil ist die Ursache für die menschengemachte Bahnmisere.
Wichtige Infrastrukturvorhaben scheitern an einer Kultur des „Dagegenseins“. Wir müssen die
berechtigten Interessen gegeneinander abwägen und eben keine Alternativlosigkeit propagieren.
Nach aktuellen Erkenntnissen ist der Bestandsausbau AlphaE jedoch keineswegs alternativlos.

So schreibt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr 07.09.2022:
„Entgegen der weit verbreiteten Annahme ist eine reine Ausbaustrecke (ABS) im Vergleich zu einer
Neubaustrecke (NBS) keineswegs per se die kostengünstigste und schneller umzusetzende Variante
zur Erreichung der verkehrlichen Ziele. Die Kosten liegen bei einer ABS oftmals deutlich höher,
insbesondere aufgrund der zahlreichen erforderlichen Bauzustände (Bauen im Betrieb) sowie der
umfassenden baulichen Eingriffe in die Bestandsstrecke. Diese bedeuten de facto einen Neubau im
Bestand.“
Eines ist mir völlig klar:
Nur wenn die Vorgaben des DSN 2016 in einem offenen, faktenbasiert Verfahren bestätigt werden
und die Vorteile der A7-Variante doch nicht überwiegen, dann gilt für mich selbstverständlich: den
Bestandsausbau durch den Landkreises Lüneburg zu vertreten.
Aber eben nur dann. Dazu gehört allerdings Mut.
Zur Frage der Legitimation des DSN: Das Dialogforum wurde nicht durch demokratisch fundierte
Verfahren besetzt. So wurde die Bürgerinitiative Deutsch Evern – ein Ort, der durch die
Bestandsstrecke zerschnitten wird, nicht zugelassen. Bereits dieser Umstand entzieht dem
Dialogforum jegliche Legitimation. Landrat Jens Böther bringt es auf den Punkt: Einen Konsens zu
Alpha-E habe es nie gegeben. Lüneburg habe nie zugestimmt (LZ 20.09.2022, S. 10).
Das Dialogforum ist eine wichtige Form der Beteiligung. Eine sachfundierte und demokratisch
legitimierte mutige Entscheidung kann es aber nicht ersetzen.

Phillip Meyn

Sehenswerter, fundierter TV-Beitrag
Panorama: Deutsche Bahn: Schienennetz vor dem Kollaps | ARD Mediathek


Hierzu auch:

Offener Brief an Minister Wissing zu Neubautrassenplänen