Wenn Ernst-Ulrich von Weizsäcker Lüneburg besucht, hat er ein Heimspiel. Auf Einladung der SPD-Landtagskandidaten Andrea Schröder-Ehlers und Philipp Meyn stellte der Naturwissenschaftler und Politiker seine Vorschläge im vollbesetzten Mühlensaal zur Diskussion.

Angesichts der aktuellen Extremwetterlagen mit Hitzewellen und Überschwemmungen kann
nach v. Weizsäcker kaum noch bestritten werden, dass auch in Deutschland die Folgen des
Klimawandels spürbar werden. Daher sei es eine Schlüsselfrage, wie die Klimakrise überwunden
werden kann, ohne breite Bevölkerungsschichten ungebührlich zu belasten. Die durch den
Russlandkrieg massiv steigenden Energiepreise können nach v. Weizsäcker nur durch einen
massiven Ausbau der regenerativen Energien gemildert werden. Energiepreise sollten die
ökologische Wahrheit sagen. Dabei sollte die Bundesregierung durch einen sozialen Ausgleich zu
einer spürbaren Entlastung der Bezieher mittlerer und unterer Einkommensgruppen beitragen.
Dadurch können nach v. Weizsäcker sowohl die Abhängigkeit von russischem Gas als auch die
Emission von Treibhausgasen drastisch reduziert werden.

Die schon vor 50 Jahren vom Club of Rome diagnostizierte Klimakatastrophe, kann aus der Sicht
von v. Weizsäcker nur bewältigt werden, wenn es zu einer Entkoppelung von Wohlstand und dem
Verbrauch fossiler Ressourcen kommt. Für ihn ist es eine große zivilisatorische Aufgabe, den
Konflikt zwischen der Steigerung es Wohlstands und dem Klimaschutz zu lösen. Dies könne nur
durch Strategien der Entkoppelung ermöglicht werden. „Dazu bedarf es aber neben der
Bepreisung von CO2-Emissionen massiver Investitionen in klimaneutrale Mobilität, energetische
Gebäudesanierung, Wasserstoffökonomie und Kreislaufwirtschaft“, sagte v. Weizsäcker.
Für den Naturwissenschaftler ist vollkommen klar, dass auch in einer Ära der Zeitenwende am
Klimaziel, bis 2045 Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen, festgehalten wird. Da
Deutschland aber nur mit 2 Prozent am globalen Aufkommen der Treibhausemissionen beteiligt
ist, kommt nach v. Weizsäcker die Klimaaußenpolitik als ein zentrales Handlungsfeld ins Spiel.


„Klima-Politik als reine Klima-Innenpolitik macht wenig Sinn“, sagt v. Weizsäcker. Für ihn geht es
einerseits darum, den Nachweis anzutreten, dass Wohlstand und Klimaschutz möglich ist.
Anderseits sind insbesondere die Entwicklungsländer zu unterstützen, wenn sie zu einer
Minderung ihrer eigenen Treibhausgasemissionen bereit sind.
In der lebhaften Diskussion waren im Grundsatz alle Beteiligten der Auffassung, dass das Ziel der
Klimaneutralität nicht aus dem Auge verloren werden darf. Aber es gab auch besorgte Stimmen,
die die aktuell stark steigenden Energiepreise als eine Belastung für viele Haushalte wahrnehmen.
Andrea Schröder-Ehlers forderte von der Bundesregierung für den sozialen Ausgleich ein
ambitioniertes Entlastungspaket. Sie verwies aber auch auf die zusätzlichen Anstrengungen des
Landes Niedersachsen und auf kommunaler Ebene, finanzielle Mittel in Härtefällen zur
Verfügung zu stellen. Gerade Stadt und Landkreis Lüneburg seien aber darüber hinaus gefordert,
in den kommenden Jahren so schnell wie möglich das Ziel der Klimaneutralität auch in der Region
Lüneburg zu erreichen.