Wir im Lüneburger Stadtrat haben beantragt, dass das Lüneburger Abwasser besser gereinigt wird, zum Beispiel durch eine 4. Reinigungsstufe und dass das Abwasser noch genutzt wird, bevor es wieder in die Ilmenau eingeleitet wird.

Lüneburger Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH muss dringend zukunftssicher aufgestellt werden - Innovatives Wassernutzungskonzept nötig!

Der Stadtrat möge beschließen:

  1. Die AGL wird mit der Erstellung eines umfassenden innovativen Wassernutzungskonzeptes beauftragt. Dabei soll auf den bestmöglichen Schutz der Oberflächengewässer und der verfügbaren Trinkwasser-Ressourcen auch für folgende Generationen gesetzt werden. Aufgegriffen werden sollen auch die Vorgaben der Verordnung (EU) 2020/741 des Europäischen Parlaments und des Rates vom25. Mai 2020 über Mindestanforderungen für die Wasserwiederverwendung vom 26. Juni 2020, die auch in Deutschland ihre Gültigkeit erlangt hat.
  2. Dazu sollen insbesondere, die Möglichkeiten einer zukünftigen, innovativen Abwasseraufbereitung und regionalen Wieder- oder Weiterverwendung der Abwässer im Wasserkreislauf aufgezeigt werden. Dabei sind innovative Ansätze, die bereits an verschiedenen Stellen der Welt erprobt werden, auszuwerten, um daraus ein Konzept für Lüneburg zu entwickeln. Weiterhin soll insbesondere geprüft werden, welche Möglichkeiten in Betracht kommen, um Abwasser so aufzubereiten, dass es als wertvolles Gut in der Landwirtschaft wieder genutzt oder direkt einer regionalen Grundwasserneubildung zugeführt werden kann. Auch die Verwendung als Brauchwasser, z.B. für gewerbliche und industrielle Großverbraucher, sollen in Betracht gezogen werden.
  3. Als Bestandteil der Arbeiten muss ausdrücklich ebenso ein Konzept zur Realisierung der 4. Reinigungsstufe am Lüneburger Klärwerk vorgelegt werden.
  4. Die AGL wird ebenfalls beauftragt, zur Reduzierung von Schadstoffeinträgen aus der Regenwasserkanalisation ein Konzept zu entwickeln.
  5. Betrachtet werden muss auch der Umgang mit Regenwasser bei Starkregenereignissen. Der Bau von zusätzlichen Speicherbecken muss geprüft werden.
  6. Die AGL gehört zu den engergieeffektivsten Kläranlagen Deutschlands und erzeugt ca. 1 Mio. kWh Überschussstrom pro Jahr, der in das Netz eingespeist wird. Ungeachtet dessen muss geprüft werden, wie die Erzeugung regenerativer Energien weiter gesteigert werden kann. Und dabei ist auch zu prüfen, ob in der Anlage selber Wasserstoff, gegebenenfalls sogar im Prozessder Abwasserbehandlung, erzeugt werden kann. Eine Pilotanlage dazu gibt es bereits in Berlin und demnächst auch in Hannover.
  7. Die Verwaltung wird beauftragt, umgehend und gemeinsam mit der AGL, zu prüfen, wie die Gesellschaft organisatorisch und personell zukunftssicher aufgestellt werden muss. In Anbetracht des branchenweiten Fachkräftemangels und des im nächsten Jahrzehnt anstehenden altersbedingten Personalwechsels, ist eine vorausschauende mittel- und langfristige Personalplanung aufzustellen.

Begründung:

Das Thema der Wasserversorgung und der Wassernutzungskonzept gewinnt weltweit immer größere Bedeutung.

Auch bei uns zeigt die Klimaveränderung, dass der Umgang mit unserem Wasser eine größereAufmerksamkeit erfordert.

Auch wenn die Situation in Lüneburg gutes Trinkwasser noch für viele Generationen sichert, müssen wir uns jetzt mit neuen innovativen Ansätzen beschäftigen, die angemessenere Wassernutzungermöglichen.

Neben dem sparsamen Umgang mit Trink- und Brauchwasser, der Förderung besonders sparsamer Wassernutzung in Landwirtschaft und Industrie, spielen auch Rückhalteflächen für Regenwasser und eine innovative und zukunftsweisende Abwasseraufbereitung eine zunehmend größere Rolle. Wir begrüßen daher den Vorstoß der Purena, ein Wasserforum zu gründen. Aber auch die Hansestadt Lüneburg muss mit ihrer AGL die eigenen Hausaufgaben machen.

Die AGL muss ein Gesamtkonzept entwickeln, um das Unternehmen so aufzustellen, dass die Ausrichtung der Abwasseraufbereitung und des Regenwassermanagements für den Zeitraum 2025 bis 2050 gesichert werden kann.

In Anbetracht des Klimawandels stehen wir vor dringend notwendigen Transformationsprozessen, die auch die Wasserwirtschaft und die Abwasserbranche umfassen.

In Lüneburg wird zurecht gerade sehr intensiv über den Umgang mit Wasser gestritten; die neu entdeckten Daten der NASA zur Situation des Wassers in unserer Region mögen vielleicht weitere Erkenntnisse bieten. Weiteres Zögern ist in diesem Bereich jedenfalls nicht mehr möglich.

In der Großkläranlage Lüneburg werden jährlich rund 9 Mio. m3 an Abwasser aus den Haushalten von über 150.000 Bürger*innen der Stadt und dem Landkreis Lüneburg, sowie aus der Industrie- und dem Gewerbe, aufbereitet.

Die AGL gehört mit Ihrer Abwassersparte zu den rund 50 größten Abwasserbetrieben von rund 9.100 kommunalen Abwasserbetrieben in Deutschland. Die Großkläranlage Lüneburg gehört seit vielen Jahren zu einer der energetisch effektivsten Anlagen in Deutschland. Seit vielen Jahren ist die AGL energieautark.

Möchte man die Herausforderung in der Wasserwirtschaft, auch in Bezug auf die Wiederverwendung von Abwasser, jetzt angehen, so bedarf es dem Aufbau weiterer fachlich versierter, interdisziplinärer Ressourcen in den betreffenden Fachbetrieben. Und vor allem muss sichergestellt werden, dass die Hansestadt mit ihrer Gesellschaft und den dort Beschäftigten handlungsfähig bleibt. Schon jetzt fehlen Fachkräfte und eine Vielzahl von Beschäftigten wird innerhalb des nächsten Jahrzehnts in den Ruhestand gehen. Der Handlungsdruck ist groß.